Christoph fragt nach bei
Interview mit Andre Lehnen vom 08.05.2024
Liebe Helpensteiner, eines vorab: ursprünglich war angedacht gegen Ende der 2. Landesliga-Saison wieder ein Interview mit Mario und Andre Lehnen zu führen, gewissermaßen als eine Zwischenbilanz ihrer Trainertätigkeit. Wie immer mal im Leben, ist es jetzt anders gekommen als vielleicht gedacht. Und so habe ich mich als Interviewender dazu entschieden Andre zu befragen, weil man unter vier Augen sicher persönlicher heranrücken kann an den Interviewpartner. Ich möchte aber hier explizit betonen, dass ich Mario ebenfalls auf Augenhöhe sehe, wir aber redaktionell immer nur „Ausschnitte der Wirklichkeit“ anbieten können.
Fangen wir mal mit „Paulchen Panther“ an. Da heißt es: „Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?“ Andre, die Zeit beim SV Helpenstein geht zu Ende.
Es waren natürlich fünf tolle Jahre, wobei man sagen muss, die ersten beiden Jahre waren Corona-Jahre, die sehr schnell vorbei gingen, in denen man sich zuerst mal finden musste. Und dann waren es drei sportlich sehr erfolgreiche Jahre, mit der Meisterschaft, mit dem Besuch am Tivoli, dem Pokalsieg und in diesem Jahr mit dem vorzeitigen Klassenerhalt. Es waren wunderbare Jahre, vor allem auch mit den Zuschauern gemeinsam. Irgendwann ist es dann soweit und der Trainer geht von Bord.
Wir haben wirklich auch große Spiele erlebt, ganz tolle Momente zuhauf und Fußball auf einem Niveau, wie wir es hier noch nicht erlebt haben, gerade was die technischen und taktischen Möglichkeiten betrifft.
Man hat natürlich in den fünf Jahren hier auch Dinge implementiert, gerade mit den alteingesessenen Spielern Julian und Dominik Hahn, Robin Langer, Nicki Hermanns, dass man einen Fußball spielen wollte, der die Zuschauer begeistert. Am Anfang war eine meiner ersten Ansprachen an die Mannschaft: warum kommen die Zuschauer Sonntags zum Platz? Die Zuschauer wollen unterhalten werden, das heißt, dass ich 90 Minuten im wahrsten Sinne des Wortes mein letztes Hemd geben muss. Die Zuschauer werden auch Fehler vergeben, aber man muss alles geben im Spiel und ich denke, das haben wir in den fünf Jahren gut umgesetzt. Man sieht es an den Zuschauerzahlen, dass immer mehr kommen. Was mich besonders freut, dass wieder ältere Fußballer, die Helpenstein vielleicht schon länger nicht mehr besucht haben, verstärkt zum Platz kommen.
Wer ein Herz für Fußball hat, der sieht, dass hier großer Sport geboten worden ist. Zu dir persönlich: du hast in Beeck als Jugendtrainer angeheuert und jetzt in Helpenstein hast du eine große Erfahrungsphase durchlebt. Wie siehst du dich da selber als Trainer, wenn du das für dich reflektierst?
Es war damals so, dass ich von der U19 in Beeck nach hier gekommen bin. Es war meine erste Seniorenstation im höheren Fußball, ich habe auch ein Jahr meine Heimmannschaft Grün-Weiß-Karken trainiert. Ich habe direkt gemerkt, dass hier etwas entstehen kann, bzw. war schon entstanden mit dem Aufstieg von der Kreisliga in die Bezirksliga. Dann hat man gemerkt, wie der Verein zusammen steht in der Coronazeit. Und ich denke, dass wir da einen guten Anfang gemacht haben. Wir haben das ein oder andere versucht im Verein, mit neuen Spielern, mit neuen Trainingsmethoden, neue Trainingsanreize mit zum Beispiel 3 x wöchentlichem Training. In fünf Jahren hat man natürlich zum Teil das Personal getauscht, aber – und da bin ich auch stolz drauf – alle Spieler, die gegangen sind, sind durch die Vordertür gegangen, niemand ist durch die Hintertür im Groll gegangen. Ich bin mit allen auch noch gut befreundet und am 14.6. steigt bei mir zuhause eine Feier mit der gesamten aktuellen Mannschaft, Ex-Spielern und allen Ex-Weggefährten hier in
Helpenstein. Und deswegen ist mir besonders wichtig, neben allen Titeln, die man gewonnen hat, dass die gemeinsamen Momente mit dem Team doch am größten sind.
Hört sich sehr sympathisch an, die Linie, dass man einfach bei allem, was man macht, Mensch bleiben muss.
Mensch zu bleiben als Trainer ist immens wichtig, gerade im Amateurfußball. Man kann die Jungs trietzen und hart trainieren, aber wenn die Jungs zu einem neuen Verein kommen, ist es wichtig, dass man ihnen Nähe gibt. Wichtig bleibt aber auch, dass man den Jungs sagt, was man von ihnen erwartet und haben möchte. Und neben allem Beruflichen und Familiären, was jeder von uns hat, muss man natürlich da bei den Jungs das Sportliche heraus puschen und jeden an seine individuelle
Leistungsgrenze heranführen.
Die Mannschaft hat ja richtig Potential, ich habe da mal die Statistik bemüht und festgestellt, dass es in den beiden Landesligajahren nur vier Gegner gibt, die wir nicht geschlagen haben. Nämlich Weiden, Verlautenheide, Kurdistan Düren und Breinig. Und wenn man unsere Rückrunde betrachtet, dann waren wir bei diesen vier Teams auch sehr sehr nah dran. Dann hätte man das Kunststück fertig gebracht, alle Teams aus der Landesliga geschlagen zu haben. Für mich auch eine Beleg, dass da noch Luft nach oben ist.
Diese Statistik ist sehr positiv und gerade in den Nachspielzeit haben wir da den Sieg noch abgeben müssen, das tut natürlich besonders weh, aber man darf nie vergessen, wie jung die Mannschaft ist – nach Düren 2 die zweitjüngste – und deswegen hat die Mannschaft noch sehr viel an Potential.
Nur, mein Weg ist nach fünf Jahren hier zu Ende. Ich hoffe, dass der Timo Rheindorf das hier so weiterführt, mit seinen Ideen und seinen Plänen. Das Potential ist natürlich hier noch riesengroß, ich sage mal, die Mannschaft kommt an 75-80 %, weil wir auch sehr jung sind. Mit dieser Erfahrung aus dieser Saison glaube ich, dass im nächsten Jahr noch mehr geht.
Ich persönlich hatte vermutet, dass du noch ein Jahr dranhängst, um den ganz großen Wurf zu versuchen.
Die Arbeit als Trainer macht ungemein Spaß, aber sie ist kräftezehrend, wenn man es so aufzieht, wie wir es gemacht haben in den fünf Jahren. Viele sehen immer nur das Training oder die Spiele, aber was mittlerweile als Amateurtrainer alles dazukommt: den Gegner beobachten, sich weiterbilden, Gespräche mit dem Vorstand oder einfach die täglichen Wehwehchen der Spieler, das ist die meiste Arbeit.
Daneben ist es jedoch auch so, dass ich mich immer schwerer damit tue, Spielern zu sagen, dass sie nicht im Kader sind oder auf der Bank sitzen müssen, da ich viele Jungs jetzt auch schon über mehrere Jahre kenne und sie mir ans Herz gewachsen sind. Diese Gefühle darf und sollte man als Trainer bei Überlegungen zu einer Aufstellung niemals zulassen.
Ich glaube definitiv, dass hier noch mehr drin ist und der Weg der Mannschaft noch nicht zu Ende ist. Die letzten Jahre waren erfolgreich, aber man muss an der ein oder anderen Stellschraube im Verein drehen, damit das auch weiterhin möglich ist.
Ich vergleiche das mal mit dem Spiel gegen Verlautenheide, um zu zeigen, was uns vielleicht noch fehlt, um weiter nach oben zu kommen. Die Mannschaft aus Verlautenheide hätte hier sicherlich verlieren müssen, aber sie haben ganz ruhig, abgeklärt, ja sogar abgezockt hier gespielt, weil sie dazu viele ältere und erfahrenere Spieler auf dem Platz hatten. Nur mal als Beispiel.
Ja, klar. Aber das ist etwas, womit man in Helpenstein klar kommen muss. Ältere Spieler um die 30 Jahre, Top-Scorer, Top-Stürmer, die kosten einfach viel Geld. Und das Geld hat man hier nicht. Deswegen ist man gezwungen, ganz junge Spieler immer wieder aus der A-Jugend zu holen, aus der Kreisliga A oder B, die sich hier über Jahre entwickeln müssen. Das ist der Unterschied zu anderen Mannschaften im Dürener oder Aachener Bereich, die immer irgendwo Spieler verpflichten, die sehr viel Geld kosten. Das können wir nicht, aber dafür hat die Mannschaft es sehr gut gemacht.
Ja, natürlich. Absolut. Ich habe noch so eine kleine Statistik. Wenn man jetzt eine Rangliste des Fußballverbandes Mittelrhein aufstellen würde, dann stünden wir aktuell an 39. Stelle (jetzt nach der Saison sogar an 34.Stelle!!!), aber an erster Stelle steht da natürlich Bayer Leverkusen. Das ist also nicht irgendeine Liste, sie zeigt nur, dass wir uns im Fußballverband einen Namen gemacht haben.
Ja. Ich wohne jetzt im Dürener Bereich. Ich werde da oft angesprochen auf Helpenstein. Wo man uns lobt dafür, was da passiert ist in den letzten Jahren. Ich höre nur positives Feedback. Auch die Mannschaften, die nach hier kommen, was hier nach dem Spiel los ist, was hier während des Spiels los ist. Ich glaube auch vom Zuschauerschnitt können wir sehr gut mithalten in der Landesliga und jede Mannschaft freut sich, nach Helpenstein zu kommen, ein gutes Fußballspiel zu haben, wo es
auch zur Sache geht, aber danach die Gastfreundlichkeit auch zu genießen.
Jetzt haben wir auch noch die Chance, vorausgesetzt man gewinnt die letzten beiden Spiele, im Ranking noch ein, zwei Plätze nach oben zu rücken.
Ja, man könnte den ein oder anderen Platz noch klettern und wir als Trainerteam haben der Mannschaft auch noch was ausgelobt an Prämie. Aber wichtiger war mir die Entwicklung der Mannschaft und wenn man im ersten Jahr souverän die Klasse hält und dann auch im zweiten Jahr ebenfalls. Das zweite Jahr ist immer das schwierigere, weil die Gegner einen schon kennen und da schon lange vorher, den Klassenerhalt geschafft zu haben ist schon sehr, sehr gut. Und jetzt kann man in der nächsten Saison den Blick nach oben richten.
Durch deinen Abschied steht für die Mannschaft ein Umbruch an. Die junge Mannschaft war an dich gewöhnt und ihr habt als Trainerteam ja auch immer eine „Vaterfigur“ dargestellt. Der SV Helpenstein unterliegt aber auch dem Wandel der Zeiten. Für die jungen Spieler ist diese neue und andere Erfahrung aber auch eine Chance, die man annehmen muss, obwohl man dich sicher nicht gerne gehen lässt.
Wichtig ist jetzt, dass die Spieler sich freischwimmen, dass sie nicht immer sagen können, der Andre oder der Mario macht das schon. Jetzt kommt eine neue Trainerfigur und jetzt muss man sich dem wieder anpassen. Ich glaube, dass wir das gut hinbekommen haben in den letzten Jahren. Aber jetzt müssen sich die Spieler wieder zeigen. Wer kann eine Führungsfigur sein und wer kann auch neben dem Platz jetzt vorangehen. Das ist wichtig und wird sich jetzt zeigen. Ich bin gespannt, ich
werde sicherlich das ein oder andere Spiel gucken kommen, um meine alten Jungs dann wieder zu sehen.
Ihr seid als Trainerteam gewissermaßen ein „Glücksfall“ für den SV Helpenstein gewesen, weil wir fußballerisch solche Zeiten hier noch nicht erlebt haben, auch mit so einer Begeisterung.
Es war auch für mich ein Glücksfall, mit meiner ersten höheren Trainerstation nach Helpenstein zu kommen. Ich konnte theoretisch fünf Jahre lang schalten und walten, wie ich wollte. Ich brauchte immer nur Adolf und Sille Hoffmann anzurufen, sie waren so meine Ansprechpartner, wo ich dann auch immer, spätestens nach ein paar Tagen, grünes Licht bekommen habe, egal was irgendwo passiert ist. In den ersten Jahren war es noch Nino, wo ich sehr eng mit zusammen war. In den letzten Jahren war es Dominik Hahn, der mir sehr viel abgenommen hat. Und das war einfach schön. Ich konnte mich hier weiter entwickeln als Trainer. Und ich glaube, das ist mir gelungen. Der Verein konnte von mir profitieren und andersherum und deswegen bin ich sehr begeistert, dass ich hier sein durfte fünf Jahre und mich wird man hier nicht los. Ich werde das ein oder andere Spiel sicher gucken kommen.
Was sind denn deine weiteren Pläne? Ein Wechsel zum Lehnen-Dream-Team?
Wir haben natürlich jetzt das vierte Kind bekommen. Deswegen steht die Familie zunächst mal an erster Stelle. Und dann werden wir mal sehen, was noch kommt. Erst einmal steht noch Urlaub an, den Stress mal ein bisschen abbauen. Ich habe es ja schon gesagt. Bei mir sind Spieltage immer Stress, da geht der Stress morgens schon los, dann das Spiel. Und dann bei Niederlagen, ich glaube die Menschen, die mich kennen, wissen, dass mir Niederlagen besonders weh tun und das bleibt
dann auch über zwei, drei Tage so. Dementsprechend war dann zuhause auch meine Laune. Deswegen freut sich meine Frau dann auch, dass es alles ein bisschen weniger wird.
Du bist die fußballerischen Angelegenheiten ja auch immer halb-professionell angegangen, mit akribischer Vorbereitung bis auf i-Tüpfelchen.
Ja. Es ist so. Viele sehen immer nur das Training. Aber es ist viel mehr. Man muss den ein oder anderen Spieler auch mal in den Arm nehmen. Mal beim Physiotherapeuten oder beim Arzt für den ein oder anderen Spieler einen Termin machen. Auch mal in familiären Situationen helfen. Die Freundin hat Schluss gemacht, Arbeitslosigkeit, oder, oder, oder. Das sind alles Dinge, die man im Amateurbereich mit einbeziehen muss. Ich wollte immer gerne Trainer sein und nur Trainer und auf dem Platz, aber ich habe gemerkt, als Trainer hier in Helpenstein ist man für viele Dinge zuständig.
Zum Abschluss: was wünschst du der Mannschaft?
Ja. Der Mannschaft wünsche ich vor allen Dingen verletzungsfrei zu bleiben. Ich glaube, das hat uns in den letzten ein, zwei Jahren ein bisschen ausgebremst, dass viele Spieler immer angeschlagen waren. Ich kann mich an ein Spiel erinnern, wo wir nur mit 14 Spielern unterwegs waren. Das natürlich jeder Spieler auch sein Ziel erreicht, sei es privat oder im sportlichen Bereich, das ist ganz wichtig. Und dass der SV Helpenstein so bleibt, wie er ist, ein familiärer Klub, wo jeder jedem hilft und dass das Kölsch immer nach dem Spiel kalt ist.
Ich bedanke mich recht herzlich für das Interview und in den letzten beiden Spielen lassen wir es nochmal krachen.
Auf das letzte Heimspiel gegen Rott freue ich mich richtig drauf. Es wird wahrscheinlich tränenreich, auch von meiner Seite. Fünf Jahre waren schon lang, aber es war hier eine geile Zeit. Und die will ich mit einem Sieg am Sonntag abschließen. Und ich hoffe dann, dass wir danach noch ein bisschen feiern können. Zum Abschluss auch ein kleines Dankeschön an dich. Ich weiß von der Mannschaft, dass deine Interviews immer die ersten Artikel sind, die gelesen werden, wenn die Vereinszeitung
herauskommt. Die sind echt hervorragend und auf einem Top-Niveau. Immer einfallsreiche Fragen und die Interviews werden nie langweilig. Vielen Dank.
Interview mit Dome Hahn vom 14.05.2024
Liebe Helpensteiner, in der ersten Mannschaft haben Andre und Mario Lehnen ihren Vertrag leider nicht mehr verlängert, so dass der Verein und die Mannschaft sich neu aufstellen müssen. Aus diesem aktuellen Anlass führen wir deswegen ein Interview mit dem Kapitän Dominik Hahn. Dominik, rückblickend auf die letzten drei Jahre haben wir hier großen Sport gesehen. Wir haben tolle Spiele erlebt, auf dem Aachener Tivoli, gegen Teveren und Schafhausen, dazu Bezirksligaaufstieg, Kreispokalsieg und nicht zuletzt zwei starke Saisons in der Landesliga. Was ist deine Sicht als Kapitän auf diese Zeit?
Erst einmal, wenn man von Beginn an schaut bis zum jetzigen Zeitpunkt, wo die beiden angefangen haben und jetzt aufhören, muss man sagen, dass nicht nur in der Mannschaft vom Potential her eine Entwicklung stattgefunden hat, sondern sich der Verein insgesamt sehr weiter entwickelt hat. Es ist alles professioneller geworden. Wir haben jetzt ein Physioteam, wir haben eine Kooperation mit Beeck geschaffen, wo wir junge Talente an Land ziehen können. Es ist nicht mehr zu vergleichen mit dem Beginn. In der ersten Bezirksligasaison habe ich mit Robin Langer bei einem Rückstand vorne immer versucht, die Leute auszudribbeln und zum Torerfolg zu kommen und jetzt sind alle Spieler eingebunden in unserem Spiel, ein enormer Schritt.
Wir sind in unserem Kader auch relativ breit aufgestellt. Ein leuchtendes Beispiel in dieser Saison am Mittelrhein ist ja Bayer Leverkusen, wo ein Xabi Alonso es geschafft hat, alle Spieler mit zu nehmen, gleichermaßen. Wir bewegen uns da zwar auf einem viel kleineren Level, aber die Richtung, die Andre und Mario eingeschlagen haben, ist ähnlich.
Jeder Spieler der Mannschaft kann in der Landesliga spielen. Bei speziellen Spielen braucht man den einen vielleicht mehr als den anderen und so wird auch bei uns rotiert. Viele von uns haben sicher ihre 15 Spiele gemacht, das ist bei anderen Mannschaften gewiss nicht so. Jeder hat mal von Anfang an gespielt, das ist einfach eine Wertschätzung vom Trainerteam, dass jedem das Vertrauen geschenkt wird, ein Teil des Teams zu sein. Da muss man den Hut vor ziehen, dass das Trainerteam das so gut durchgezogen hat.
Wie intensiv ist dein Kontakt zu Andre gewesen, wie kann man sich das vorstellen?
Wir haben sicher jeden zweiten Tag telefoniert, manchmal täglich, WhatsApp etc. Da wurde alles besprochen von A-Z, wie der aktuelle Gegner vom Wochenende gewesen ist, wie wir gespielt haben, was verbesserungswürdig ist. Wie ist der nächste Gegner aus meiner Sicht, Spielertransfers, Strafen in der Mannschaft, vom Montags bis Sonntags wurde alles besprochen. Manchmal hat bei mir Sonntags um 9 Uhr das Telefon geklingelt, um noch einmal abzusprechen, wie wir heute spielen können, wen ich im Training vielleicht besser gesehen habe. Wir haben den Fußball gelebt, all das drumherum, Planung des Trainingslagers in Radevormwald, Streitigkeiten abgeklärt usw. Ein andauernder Kontakt, so dass meine Freundin schon manchmal gesagt hat, dass ich mit Andre mehr Kontakt habe als mit ihr.
Also schon mehr als der verlängerte Arm zur Mannschaft, mehr das intensive Duo, dass beredet, wie man heute die drei Punkte einfahren kann.
So kann man es sich vorstellen, aber Andre hat auch mit anderen viel geredet und ihnen vertraut, dass er ihnen schon die Spielposition für Sonntag gesagt hat, damit sich die jeweiligen Spieler auch mental darauf einstellen konnten. Er ist ein kommunikativer Mensch, der versucht, das bestmögliche aus sich und aus anderen herauszuholen. Das lebt er einfach. Ich hatte sicher neben dem Platz am meisten Kontakt mit ihm, aber er hat auch zu jedem Spieler aus der Mannschaft einen sehr guten Draht.
Früher waren die Trainer zumeist autoritär, in der Befürchtung sich nicht durchsetzen zu können, aber dieser Typ Trainer, der fördert und auch fordert, scheint so der Typ des modernen Trainers zu sein, der alle mitnimmt und auch allen Raum lässt.
Die ganze Mannschaft hat Respekt vor Andre, er ist eine Autoritätsperson für alle. Was Andre vorgegeben hat, ist durchgezogen worden, auch wenn nicht alles immer positiv gelungen ist. Aber das war dann die Entscheidung des Trainers. Wichtig war auch immer, dass er jedem Spieler eine Stimme gegeben hat. Deswegen ist nach der langen Zeit auch mit eigentlich allen ein Freundschaftsverhältnis entstanden, wo es dem Andre schon leid tut, den ein oder anderen Spieler auf die Bank zu setzen. Es ist sehr schade, dass wir menschlich und sportlich so jemand verlieren, aber man kann es auch verstehen, weil er sagt, dass er nicht mehr die notwendige Distanz aufbauen kann. Vielleicht war das dann der richtige Schritt von Andre.
Um aktuell auf die Saison zurück zu kommen. Wir haben tatsächlich die Qualität in der Mannschaft, die uns befähigt, in der Landesliga mitzuhalten. Wenn ich mal einen Niklas Brunen oder eine Henrik Hayen, einen Ron Elsermann nehme, wie die sich hier – obwohl noch immer blutjung – bereits gezeigt haben und weiter entwickelt haben, mit großem Selbstbewusstsein, das ist schon beachtlich, was sich da auch in den jungen Spielerpersönlichkeiten zeigt, auch eine Leistung des Trainerteams.
Ich glaube, das wichtigste für junge Spieler ist, ein gutes Training zu genießen und auch viel Spielzeit zu bekommen. Am Anfang ist es schwer, wenn man aus der A-Jugend kommt, direkt in der Landesliga Fuß zu fassen. Man muss man sich vielleicht zunächst mal mit Kurzeinsätzen zufrieden geben, auch mal bei der Zweiten oder Dritten Mannschaft Spielzeit sammeln, um einfach mal die Abläufe rein zu bekommen, was auch jeder hier immer dankend annimmt. Es ist einfach schön zu sehen, wie sich die Jungs entwickelt haben und zu gestandenen Spielern werden. Ich glaube, dass auch bei vielen noch nicht das volle Potential ausgeschöpft ist, weil man im Fußball ab 26, 27 in seiner Prime ist. Da haben die Jungs noch ein paar Jahre vor sich, wo sie noch wachsen können.
Gutes Beispiel, wenn ich jetzt mal aktuell das Spiel gegen Verlautenheide heranziehe. Die waren ganz abgebrüht, abgezockt, obwohl wir hier besser waren. Sehr homogen, durch jahrelanges Einüben, das kann man als junge Mannschaft gar nicht leisten, das braucht diese Erfahrung.
Ich glaube, wenn man auf die Entwicklung sieht, haben wir im ersten Jahr gut den Klassenerhalt geschafft und das zweite Jahr ist bekanntlich immer schwieriger. Wir haben in der Rückrunde einige Zähler liegen lassen durch Gegentore gegen Weiden und Breinig jeweils in der Nachspielzeit. Dann der Platzverweis gegen uns in Erftstadt und in der ein oder anderen Partie waren wir auch nicht ganz auf der Höhe, das sind wohl auch ganz alterstypische Leistungsschwankungen, weil man noch nicht konstant das Niveau halten kann. Das ist der Lauf der Dinge im Fußball. Wenn wir unsere Mannschaft über mehrere Jahre weiter zusammen halten können, dann können wir in Zukunft noch einen guten Step nach vorne machen und noch weiter oben angreifen. Am Montag können wir bei einem Sieg sogar noch Vierter werden.
Es sind sehr viele positive Ansätze zu sehen. Wir haben nur gegen 4 Teams in den beiden Landesligajahren nicht gewinnen können, obwohl wir in den Duellen mit Weiden,Breinig, Verlautenheide und Kurdistan ganz nah dran waren. Alle anderen haben wir geschlagen.
Dann haben wir in der Hinrunde ohne dich gespielt, was letztes Jahr undenkbar gewesen wäre, diese Saison aber dennoch gut gelaufen ist, ein weiteres Indiz. Zwei kleine Krisen mussten wir jeweils überwinden in der Hin-und Rückrunde, wo wir zunächst mit den Teams oben auf Tuchfühlung waren, aber nicht dran bleiben konnten mit Niederlagen gegen Lindenthal und Verlautenheide in der Hinrunde und in der Rückrunde mit Niederlagen gegen Eilendorf und Düren.
Ich glaube, wir haben die Rückrunde sehr stark begonnen, hatten Weiden am Rande der Niederlage, auch Breinig. Diese Beinahesiege haben uns auch einen kleinen Knick verpasst und uns hat dann auch die Konstanz gefehlt mit so vielen jungen Spielern, um den Druck die ganze Saison durchhalten zu können.
Generell gesehen und nüchtern betrachtet, kann man in dieser Saison in der Landesliga ohne eine Top-Leistung wohl gar kein Spiel gewinnen.
Das ist auch so. Jede Mannschaft kann in der Landesliga jede andere Mannschaft schlagen. Kohlscheid hat in der Hinrunde ja auch schon Weiden geschlagen. Deswegen muss man Woche für Woche eine starke Leistung bringen, um überhaupt Punkte zu erzielen.
Wir stehen als Verein und als Mannschaft vor einem Umbruch, was einerseits bedauerlich ist, aber das Leben geht weiter und so muss der SV Helpenstein auch weiter seinen Weg bestreiten und unterliegt auch dem Wandel der Zeiten. Positiv betrachtet und angesehen, ist es eine neue Herausforderung für die Mannschaft. Die Mannschaft ist jetzt auf sich selber verwiesen und hat auch Möglichkeiten in sich, an der neuen Situation zu reifen. Jetzt kommt ein neuer Trainer mit seinen Plänen und Ideen, neue Chancen tun sich auf, alle müssen sich neu aufstellen.
Dahingehend haben wir mit dem Timo Rheindorf auch einen Top-Trainer gefunden, der noch sehr jung ist, der Ziele hat, die er erreichen möchte. Und ich glaube, da haben wir einen perfekten Nachfolger für den Andre gefunden, der genauso einen Fußballknacks hat wie der Andre...
Also wird wieder viel telefoniert.
Da habe ich einen neuen Telefonpartner gefunden, mit dem ich gefühlt auch jetzt fast jeden Tag im Austausch bin, um die Vorbereitung mit zu planen, Transfers abzusprechen, Spieler zum Training einzuladen in Verbindung mit Nino. Da findet auf jeden Fall auch schon ein reger Austausch statt, sodass meine Freundin den nächsten eifersüchtigen Punkt hat.
Da muss sie durch...
Es ist einfach wichtig, dem Trainer bestmöglich unter die Arme zu greifen, vor allen Dingen, weil er den Verein noch nicht kennt. Ich bin da sehr gerne hilfsbereit und stehe dem neuen Trainer bei. Wir können für die nächste Saison, glaube ich, einiges erwarten. Für die Mannschaft, die Zuschauer und alle Fans drumherum wird das wohl einen spannende Zeit. Da kann man gespannt sein, ich bin da sehr guter Dinge. Die Gespräche, die ich mit Timo geführt habe, die wir beide mit den Jungs geführt haben, stimmen mich sehr positiv. Wir haben alle schon Bock auf die neue Saison und sind schon heiß auf den 30.6., wenn die Vorbereitung losgeht und
wollen auch in der nächsten Saison einiges krachen lassen.
Die Aussichten sind so, dass fast alle bleiben. Nach der nächsten Woche gehen wir auch mal früh in die Sommerpause, man braucht ja auch mal eine Erholung oder eine fußballlose Zeit, deine Freundin hat dann auch wieder mehr von dir. Und wir dürfen uns auf die neue Saison freuen.
Wir können uns auf die neue Saison freuen, der ganze Verein kann sich darauf freuen, alle Jungs sind positiv gestimmt. Wir geben dem Timo das nötige Vertrauen, das er braucht. Timo gibt uns das nötige Vertrauen, das umzusetzen, was er vorhat. Ich glaube, da kann man für die nächste Saison einiges erwarten und die Ziele werden vermutlich nicht gering gesteckt.
Ich bedanke mich für das ausführliche Interview. Wir sehen uns am Montag in Eilendorf und dann bringen wir mit den Lehnen-Brüdern die starke Spielzeit gut zu Ende und freuen uns auf die neue Spielzeit.